Das Wort zum Sonntag: Über das Interpretieren und andere Katastrophen.

Ach ja. Willkommen zu einem weiteren 'Wort zum Sonntag', in dem ich euch mit den Poesiealbumweisheiten aus meinem malträtierten Verstand erfreuen kann.
Gestern hatte ich wiedereinmal wichtigeres zu tun, als auf meinem Laptop rumzuhämmern: EM-Finale gucken, nämlich. Meine Prognose hat sich erfüllt, ich bin zufrieden. Und in zwei Jahren noch ein Weltmeistertitel, bitte :)
Leute, ich gehöre ja bekanntlich dem weiblichen Geschlecht an. So weit so gut - nicht dass es auch durchaus Vorteile mit sich bringt, keine Frage. Eine Gabe jedoch haben wir - oder zumindest die meisten Frauen, die ich kenne - bei welcher man oder eben frau sich doch fragen muss, wie das nun genau war mit dieser Fluch-Segen Geschichte.

Ich rede von der weiblichen Interpretationsgabe.

Liebe Männer, falls es euch noch nicht bekannt oder bewusst sein sollte, lasst es mich euch hier erklären. Es braucht nicht viel - eine Geste, ein Wort - und unter unseren hübschen Frisuren springt eine wahrhaftige Maschinerie an. Der gesendete Input durchläuft nun eine schier endlose Schlaufe von kognitiven Prozessen, wir in Einzelteile zerlegt und neu wieder zusammengesetzt. Analyse, Synthese, Analyse, Synthese, Analyse, Synthese. Es gibt Momente und Situationen, da ist dieser komplexe Vorgang durchaus von Erfolg gekrönt und dann ist diese ganze Interpretationsgeschichte auch ganz toll und nützlich.

Was uns aber schier um den Verstand bringen kann, liebe Leute, was uns keine Ruhe lässt sind die Inputs, die trotz grösster Mühe einfach nicht verarbeitet werden können. Holy crap, shit is on.

Doch nicht nur Männer schaffen es, die weibliche Interpretationsgabe in einen Fluch zu verwandeln, auch Vertreterinnen des eigenen Geschlechts können kräftig mitmischen, wenn sie ihre Aufgabe als Kommunikationspartnerinnen vernachlässigen und mangels expliziter Ausdrucksweise ebenfalls den Analyse-Super GAU auslösen.
Nun, ich muss jedoch zugeben, dass ich - Schande sei mit mir - trotz dem Wissen um diesen Interpretationsprozess meine Sache auch nicht so gut mache, wie ich es denn gerne würde. Was mich selber fast zur Weissglut bringt, wenn ich zum Opfer werde - das beherrsche ich ebenfalls ziemlich gut.
Ich möchte etwas bestimmtes erreichen? Breite den Strategieplan vor mir auf dem Tisch aus, und lass mich die Planung beginnen! Im Idealfall werden sogar mehrere Szenarien ausgearbeitet, um im Ernstfall auch über genügend Alternativmöglichkeiten zu verfügen. Schliesslich müssen nur noch die Befehle, Wünsche und Ansichten in nette Wortkostüme gesteckt werden. Besonders beliebt sind übrigens die Verkleidungen 'Wink mit dem Zaunpfahl', 'noch ein paar Sekunden und du krachst gegen die Wand', 'wenn du JETZT nicht merkst, was Sache ist, dann...', 'DU solltest mich besser kennen!' und 'gar nicht erst versuchen, zu widersprechen'.
Das Resultat davon? Wenn der Kommunikationspartner selbst diese Techniken beherrscht, dann gibt es vielleicht noch Hoffnung.

Ansonsten? 

Leute, ich wandle jetzt schon ein paar Jährchen unter dieser Sonne und nur ein paar Jährchen weniger lang kommuniziere ich mit meiner Umwelt. (Lange genug also). I'm an expert. Um es in Fussballmetaphern auszudrücken: entweder der Ball knallt weeeit über die Latte wie bei Balotelli gestern oder Fall Ukraine: der Ball ist im Tor, aber der Torrichter sieht es nicht. Die Konsequenz? Die von uns emissionierten Worte verfehlen ihre Wirkung und der erfolglose Kommunikationsprozess kann ernsthafte Folgen mit sich ziehen. Der Emittent verzweifelt ab der Resistenz um nicht zu sagen Ignoranz des Rezeptors, dieser wiederum versteht die Welt nicht mehr, da er ja eigentlich gar nichts falsch gemacht hat.

Kurz gesagt: Kommunikation im Arsch und das Unheil nimmt seinen Lauf. 

Gegenmittel?

Nun, das einzig wirksame Gegenmittel wäre wohl die direkte Kommunikation. Also A heisst A und ganz sicher nicht B, auch wenn vielleicht iiirgendeinmal in einem Zusammenhang deutliche Parallelen zwischen A und B ersichtlich waren. Aha. Und das bring mal jemandem bei, der Literaturwissenschaft studiert. Das Interpretationsmekka schlechthin. Au weia, Au weia...

Im Zuge meiner geistigen Gesundheit und meines seelischen Wohlbefindens habe ich denn nun beschlossen, wann immer möglich der direkten Variante des Kommunikationsvorganges den Vorrang zu gewähren. Mal sehen, wie das funktioniert...

Bis bald!

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Liebste Grüsse vom Okapi